tredition: Aber ist nicht genau das der Reiz dieser Erzählperspektive?
müller: Für uns beide vielleicht schon. Aber kein konventioneller Lektor hätte gesagt: „Klar, müller, lass Sami so sprechen. Es ist ja nicht Tabubruch genug, dass du alter Sack aus der Perspektive einer 15jährigen erzählen willst. Und guck mal, ob du irgendwo noch mehr Pimmel einbinden kannst… und sie vielleicht tausendmal häufiger „Scheiße“ sagen lässt.“
Als also feststand, dass ich bei einem Selfpublisher-Verlag veröffentliche, musste ich nur noch den besten finden. Und dafür bin ich vor einigen Jahren nach Frankfurt auf die Buchmesse gefahren, hab mit meiner Frau verschiedene Seminare und Vorträge in der SP-Halle gebucht und für mich schnell erkannt, dass tredition der Verlag ist, der mich am nachhaltigsten anspricht. In solchen Situationen check ich immer: Wer spricht am leisesten? Das sind für mich immer die überzeugendsten Menschen.
tredition: Sie haben berichtet, dass Sie an einem weiteren Buch sitzen? Worauf dürfen sich Ihre Leser*Innen freuen? Wieder etwas zum Lachen oder wird es ernster?
müller: Ohne meinem „Werk“ zu weit vorauszueilen, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es mir Spaß machen könnte, etwas zu schreiben, das nicht in bestimmten Momenten auch witzig, zumindest aber unterhaltsam ist. Ich habe im Studium mit Begeisterung Schiller & Goethe, Musil & Mann, Heidegger & Habermas gelesen. Schreiben kann ich so was nicht. Meine Leidenschaft ist es, ernste und essentielle Dinge leicht daherkommen zu lassen. Ich lese so was selbst am liebsten. Und ich schreibe ja zu allererst zu meiner eigenen Unterhaltung. Und weil ich meine Frau zum Lachen und zum Heulen bringen will.
Entsprechend werden die nächsten beiden Romane wieder „Coming of Age“-Geschichten mit magischen Momenten sein. Dann steht ein „erwachsener“ Roman auf meinem Zettel, an dem ich seit fast 20 Jahren schreibe – und der seit fast zehn Jahren „so gut wie“ fertig ist. Und zwischendrin schreibe ich bestimmt auch noch das ein oder andere mit meiner Frau. Und fürs TV.
tredition: Lieber Herr Müller, wir danken Ihnen für das Gespräch!
müller: Warum plötzlich so förmlich? Du darfst gern weiter müller zu mir sagen. Es war mir eine Ehre, vielen Dank!